Long COVID bei Frauen

Long COVID ist für viele Menschen eine langwierige Belastung – körperlich, seelisch und sozial. Besonders Frauen scheinen nach einer COVID-19-Erkrankung häufiger von den langfristigen Beschwerden betroffen zu sein. Neue Forschungsergebnisse werfen ein Licht auf dieses Ungleichgewicht und zeigen, warum gerade Frauen zwischen 40 und 55 Jahren ein erhöhtes Risiko tragen.

Long COVID: Wenn das Virus Spuren hinterlässt

Auch lange nach einer überstandenen Corona-Infektion leiden viele Menschen unter anhaltenden Beschwerden – ein Phänomen, das unter dem Begriff Long COVID bekannt ist. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und betreffen häufig mehrere Organsysteme gleichzeitig. Viele Betroffene berichten von chronischer Erschöpfung (Fatigue), Konzentrationsstörungen, Atemnot, Herzrasen oder einem anhaltenden Druckgefühl in der Brust. Hinzu kommen oft Schlafstörungen, Muskelschmerzen, depressive Verstimmungen oder Angstzustände. Viele Betroffene fühlen sich in ihrem Alltag durch diese Symptome massiv eingeschränkt – und das teils über Monate hinweg.

Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer

Während Männer häufiger schwere Verläufe der akuten Erkrankung durchmachen, sind es laut aktueller Studien vor allem Frauen, die mit Langzeitfolgen kämpfen. Eine großangelegte US-Studie mit über 12.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat ergeben: Das Risiko, Long COVID zu entwickeln, ist bei Frauen im Vergleich zu Männern signifikant erhöht – insbesondere im Alter zwischen 40 und 55 Jahren.

Die Daten aus der sogenannten RECOVER-Studie des University of Texas Health Science Center in San Antonio, die an über 80 Standorten in den USA erhoben wurden, zeigen: Frauen hatten im Schnitt ein um 31 bis 44 Prozent höheres Risiko, langfristige Symptome zu entwickeln. Besonders auffällig ist das bei Frauen vor oder während der Wechseljahre. Die hormonellen Veränderungen in dieser Lebensphase könnten eine Rolle spielen, sind aber noch nicht vollständig erforscht.

Mögliche Ursachen für die erhöhte Anfälligkeit

Warum Frauen häufiger von Long COVID betroffen sind, ist bislang nicht abschließend geklärt. Forschende vermuten, dass hormonelle Unterschiede, das Immunsystem und genetische Faktoren eine Rolle spielen. Auch geschlechterspezifische Unterschiede bei der medizinischen Versorgung und im Umgang mit gesundheitlichen Belastungen könnten Einfluss nehmen.

Die Ergebnisse machen deutlich: Es braucht gezielte Forschung und medizinische Strategien, die auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind. Denn Long COVID ist nicht nur eine individuelle Belastung – sondern auch ein Thema für die öffentliche Gesundheit.

Auswirkungen auf Schwangerschaft und Kinderwunsch

Ein sensibler Aspekt, der zunehmend in den Fokus rückt, sind die Auswirkungen einer COVID-19-Infektion auf den weiblichen Zyklus, die Fruchtbarkeit und Schwangerschaften. Erste Studien deuten darauf hin, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu Zyklusveränderungen führen kann – etwa in Form von unregelmäßigen Blutungen oder verstärkten Beschwerden während der Periode.

Auch in der Frühschwangerschaft kann eine Infektion mit COVID-19 Komplikationen begünstigen. Zwar zeigen die meisten Daten bislang keine dramatisch erhöhte Fehlgeburtsrate, doch verweisen Mediziner auf ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie* oder Frühgeburten. Wer eine Schwangerschaft plant oder schwanger ist, sollte sich daher engmaschig ärztlich betreuen lassen – insbesondere nach einer Infektion oder bei Long-COVID-Symptomen.

*Präeklampsie ist eine Schwangerschaftserkrankung, bei der es zu Bluthochdruck und Eiweißausscheidung im Urin kommt und die unbehandelt gefährlich für Mutter und Kind sein kann.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Long COVID?

Die Behandlung von Long COVID richtet sich individuell nach den vorliegenden Symptomen, da es bislang keine einheitliche Therapie gibt. Viele Betroffene profitieren von spezialisierten Rehabilitationsprogrammen, die körperliche Belastbarkeit, Atemtechnik und Konzentration gezielt trainieren. Ergänzend kommen Physiotherapie, Ergotherapie oder psychosomatische Unterstützung zum Einsatz – je nachdem, ob körperliche Erschöpfung, Atemnot oder mentale Beschwerden im Vordergrund stehen. In einigen Fällen werden auch Medikamente verschrieben, etwa zur Linderung von Schmerzen, Schlafproblemen oder Herz-Kreislauf-Symptomen. Wichtig ist eine interdisziplinäre Betreuung, idealerweise in spezialisierten Long-COVID-Ambulanzen oder Reha-Kliniken, um die Lebensqualität Schritt für Schritt zu verbessern.

Fazit: Frauen brauchen gezielte Unterstützung bei Long COVID

Long COVID ist längst keine Einzelfall-Diagnose mehr – und für viele Frauen eine echte Herausforderung. Die neuesten Erkenntnisse zeigen, wie wichtig es ist, geschlechtsspezifische Unterschiede ernst zu nehmen. Forschung, medizinische Versorgung und gesellschaftliche Aufmerksamkeit müssen hier ansetzen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Frauen mit Long COVID die Hilfe bekommen, die sie brauchen – in jeder Lebensphase.

Quelle: DeutschesGesundheitsPortal / Health Com