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Was rein kommt, muss auch wieder raus kommen!
Tipps für die schnelle Hilfe im Notfall
Babys und Kleinkinder stecken so ziemlich alles in den Mund, was in ihnen in die Quere kommt.
Nicht selten geht der Forscherdrang der Kleinen dann so weit, dass sie kleine Teile verschlucken. Gelangen sie in die Atemwege, handelt es sich um einen echten Notfall. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) sagt, was Eltern und Ärzte tun müssen, um den Kindern schnell und sicher zu helfen.
Abhusten ist wichtig
Kleine Kinder und Babys erkunden ihre Welt über den Mund. Dabei kann es immer wieder mal vorkommen, dass sie etwas verschlucken. Gelangt der Fremdkörper in die Luftröhre oder die Lunge, führt das meist zu heftigen Hustenattacken. „Der Hustenstoß ist in diesem Fall ein echter Segen. Das Kind sollte angehalten werden, weiter zu husten, um den Gegenstand auszuspucken“, sagt Dr. Michael Sasse, Präsidiumsmitglied der DIVI und leitender Oberarzt der Intensivstation der Kinderkardiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. „Wenn das Kind allerdings nicht ausreichend stark hustet, müssen Eltern schnell aktiv werden. Am besten helfen wirklich kräftige Schläge auf den Rücken, um einen künstlichen Hustenstoß zu erzeugen.“ Gleichzeitig sollte man sofort den Notarzt rufen. Gelingt es nicht, den Fremdkörper zu beseitigen und der Zustand des Kindes verschlechtert sich, kann es notwendig werden bis zum Eintreffen des Arztes eine Herzdruckmassage durchzuführen.
Auf jeden Fall Arzt konsultieren
Liegt der Fremdkörper im tiefen Rachenbereich, sollten die Eltern nicht nach dem Gegenstand fingern. Das führt entweder zu gefährlichem Erbrechen oder dazu, dass man das Stück noch tiefer in den Körper hineindrückt. Vorsicht ist aber auch geboten, wenn ein verschluckter Gegenstand nur geringe Symptome verursacht. „Das kann ein leichterer Husten sein oder Atemprobleme, die als Bronchitis oder Asthma fehlgedeutet werden“, sagt Dr. Sasse.
Auch Würgen oder pfeifende Einatemgeräusche sind ein Hinweis. In allen Fällen ist es ratsam einen Arzt zu konsultieren.
Wichtig ist, dass der Arzt alle verschluckten Teile entfernt. Vor allem die beliebten Nüsse oder ungekochte Karotten können zerbröseln oder in kleine Teile zerfallen. „Denn wenn sie die Atemwege weiter reizen, kann es zu einer Lungenentzündung kommen. Außerdem können sich dort Bakterien ansiedeln, die sich zu einer echten Gesundheitsgefahr entwickeln können.“
Bronchoskopie hilft
Mit Hilfe einer Bronchoskopie können Ärzte alle Gegenstände aufspüren und gleichzeitig entfernen. Diese wird unter einer kurzen Narkose durchgeführt. Je nach Befund führt der Chirurg ein starres oder biegsames Endoskop durch den Mund ein. Es verfügt über eine Lichtquelle und eine Betrachtungslupe. Wird er fündig, kommt immer ein starres Endoskop zum Einsatz. An deren unteren Ende befindet sich eine Zange, mit der er eventuell vorhandene Gegenstände dann greifen und entfernen können. Säuglinge sollten nach dem Eingriff über Nacht in der Klinik bleiben. Kleinkinder können in der Regel nach einer kurzen Beobachtungsphase wieder nach Hause.
Vieles geht seinen natürlichen Weg
Glücklicherweise nehmen die meisten verschluckten Gegenstände einen natürlichen Weg. Dinge, die kleiner sind als zwei Zentimeter, wandern meist problemlos durch den Verdauungstrakt und werden nach spätesten vier, fünf Tagen ausgeschieden. Ist das nicht der Fall, müsse man ebenfalls mit dem Endoskop tätig werden, sagt Prof. Nicolai. Immer problematisch sind allerdings Knopfbatterien. Sie können sich im Inneren des Körpers entladen und giftige Inhaltsstoffe freigeben. In diesen Fällen auch unbedingt einen Arzt aufzusuchen!