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Eder Hans Christa Eder - Fotolia
Leonhardi
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Leonhardi
Normalerweise wird am Ende eines jeden Bauernjahres, am 6. November, die berühmte Leonhardifahrt oder der Leonhardiritt, eine feierliche Wallfahrt zu Ehren des heiligen Ross- und Viehpatrons St. Leonhard gefeiert.
Motiv für die Segnung (oft fälschlich auch Weihe genannt) der Tiere, insbesondere der Pferde, ist ihre Rolle, die sie als Last- und Arbeitstiere für die ländliche Bevölkerung spielten. Schon in den frühen Stunden ziehen die Bauern und Pferdebesitzer der jeweiligen Umgebung hoch zu Ross oder als Pferdegespanne mit den prächtig geschmückten Truhenwagen durch die Straßen und Gassen der bayerischen Gemeinden. In Bad Tölz zur Leonhardikapelle auf den Kalvarienberg nördlich in Bad Tölz, in Benediktbeuern zum Innenhof der Abtei, in Grafing zur um 1400 entstandenen Wallfahrtskirche St. Leonhard und in Kreuth, wo nach dem Gottesdienst in der Leonhardikirche die Gespanne dreimal zur Segnung durch den Ort fahren. Meist setzt sich der Umzug unter dem Geläute der Kirchenglocken in Bewegung.
Der „Bayerische Herrgott“
St. Leonhard, im Volksmund ehrenvoll „Bayerischer Herrgott“ genannt, war ursprünglich Patron der Gefangenen und einer der 14 Nothelfer. Er trat für Gefangene ein und viele sind dadurch, der Überlieferung zufolge, in Freiheit gekommen. Leonhard lebte um das Jahr 500 als Mönch in Frankreich und starb in Noblac bei Limoges als Abt eines Klosters. Sein Grab wurde zum Wallfahrtsort. 1184 wurde in Kreuth die erste Leonhardikirche des altbayrischen Raumes gegründet.
Heutzutage ist Leonhard als Patron des Viehs, insbesondere der Pferde geschätzt und verehrt. Deshalb wird immer noch der Brauch gepflegt mit Pferden zu einer Leonhardikapelle zu ziehen. Bis ins Jahr 1469 lässt sich dieses Brauchtum in der Gemeinde Kreuth zurückverfolgen.
Nach festlicher, zweimaliger Umrundung des geistlichen Ortes und Segnung der Mitwirkenden ist der ernste Teil des Brauches beendet, zurück im Ort oder gleich vor Ort nimmt das Spektakel dann seinen Lauf. Als weltliches Rahmenprogramm findet meist das Leonhardifest mit Bierzeltbetrieb, Jahrmarkt und Tanzveranstaltungen statt. Auf gut bayerisch gibt es keine Unterscheidung zwischen Leonhardifest und Leonhardifahrt. Beides wird in Oberbayern mit Leachats bezeichnet.
Neben der wohl Ältesten in Kreuth ist die bekannteste die Leonhardifahrt von Bad Tölz, die immer am 6. November stattfindet, außer wenn dieser auf einen Sonntag fällt. Sie ist mit etwa 80 Vierergespannen, zahlreichen Reitern und jährlich rund 25.000 Besuchern wohl die größte Leonhardifahrt, geht auf das 17. Jahrhundert zurück und findet seit 1855 jährlich statt. Gelobt wird auch die Authentizität der Tölzer Leonhardifahrt. So dürfen beispielsweise die Wagen keine Gummireifen verwenden, wie mancherorts, sondern nur mit Eisen beschlagene Räder.