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Nachhaltigkeit
Ist es nur ein Begriff oder steckt mehr dahinter?
Die Begriffe Nachhaltigkeit, nachhaltige Entwicklung oder auch Sustainable Development werden heute in vielen Zusammenhängen gebraucht. Während das Thema bis Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts fast ausschließlich im wissenschaftlichen Diskurs Beachtung fand, vernimmt man heute immer häufiger auch aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit. Der Begriff gilt seit einigen Jahren als Leitbild für eine zukunftsfähige Entwicklung.
Nachhaltigkeit (sustainability) ist ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem die Bewahrung der wesentlichen Eigenschaften, der Stabilität und der natürlichen Regenerationsfähigkeit des jeweiligen Systems im Vordergrund steht. Der Begriff der Nachhaltigkeit gilt seit mehreren Jahren als Leitbild für eine zukunftsfähige, nachhaltige Entwicklung der Menschheit. Aber was genau ist eigentlich Nachhaltigkeit? Gibt es wirklich die Nachhaltigkeit oder versteht vielleicht jeder etwas anderes unter diesem Begriff?
Was genau ist Nachhaltigkeit
Als die meistgebrauchte Definition von Nachhaltigkeit gilt die Definition von Nachhaltiger Entwicklung des Brundtland-Berichtes der Vereinten Nationen von 1987. Mit der Arbeit der Brundlandt-Kommission wurde ein Begriffsverständnis von Nachhaltigkeit salonfähig, das verschiedene politische Interessen vereinen sollte; dabei sollten umweltpolitische Ziele den ökonomischen und sozialen Entwicklungszielen gleichgestellt werden. Dauerhaft stabile Gesellschaften seien demnach zu erreichen, indem ökologische, ökonomische und soziale Ziele nicht gegeneinander ausgespielt, sondern gleichrangig angestrebt würden.
Mittlerweile hat sich eher das Nachhaltigkeitsdreieck als Sinnbild durchgesetzt, da es ökologische, ökonomische und soziale Aspekte der Nachhaltigkeit verbindet. So formuliert der Rat für nachhaltige Entwicklung: „Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Zukunftsfähig wirtschaften bedeutet also: Wir müssen unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben.“
Nachhaltigkeit hat seinen Ursprung in der Forstwirtschaft
Nachhaltige Wirtschaft oder ökonomische Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der ursprünglich aus der Forstwirtschaft stammt. Nachhaltigkeit enthält in seiner Grundidee einen Nutzen für alle Beteiligten. Wenn der Umstieg auf nachhaltige Wirtschaftsformen allerdings aus der Not heraus stattfindet, weil der Raubbau an den Ressourcen bereits sehr weit fortgeschritten ist, dann liegt darin durchaus auch Konfliktpotenzial, wie das Beispiel der deutschen Holzwirtschaft des 18. und 19. Jahrhundertes deutlich macht. Damals stellten die Menschen sich die Frage, wer von dieser neuen Forstwirtschaft profitieren würde und wer nicht. Dies wird bildlich, wenn man sich vor Augen führt, dass die Menschen in den Wintern auf jedes Bündel Brennholz angewiesen waren, um nicht zu erfrieren. Der Bedarf war unmittelbar da und viel zu groß, um gedeckt zu werden – es herrschte akute Holznot. Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft setzt jedoch voraus, dass genügend Bäume stehen bleiben, die zum Teil mit polizeilicher Gewalt vor dem Diebstahl durch verzweifelte Menschen geschützt werden mussten. Ähnliche „notgedrungene“ Interessenkonflikte sind auch heute noch in vielen Gebieten der Erde an der Tagesordnung, in denen Nachhaltigkeit einen fortgeschrittenen Raubbau ersetzen soll.
Die Disziplinen der Nachhaltigkeit
Nachhaltige Wirtschaft heißt, eine Wirtschaftsform oder eine Art des Wirtschaftens zu entwickeln, mit denen die Bedürfnisse der heutigen Zeit so befriedigt werden können, dass nachfolgende Generationen ein intaktes ökologisches, ökonomisches und soziales System vorfinden und somit die gleichen Chancen haben wie die heutige Generation, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Auch die finanzwirtschaftliche Dimension ist eine Dimension nachhaltiger Wirtschaft. Die aktuelle Eurokrise und die Finanzkrise von 2008/09 zeigen, dass dieser Bereich essenziell für die übrigen Nachhaltigkeitsfaktoren sind.
Die ökologische Nachhaltigkeit umschreibt die Zieldimension, Natur und Umwelt für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Dies umfasst den Erhalt der Artenvielfalt, den Klimaschutz, die Pflege von Kultur- und Landschaftsräumen in ihrer ursprünglichen Gestalt, sowie generell einen schonenden Umgang mit der natürlichen Umgebung.
Die ökonomische Nachhaltigkeit stellt das Postulat auf, dass die Wirtschaftsweise so angelegt ist, dass sie dauerhaft eine tragfähige Grundlage für Erwerb und Wohlstand bietet. Von besonderer Bedeutung ist hier der Schutz wirtschaftlicher Ressourcen vor Ausbeutung.
Die soziale Nachhaltigkeit versteht die Entwicklung der Gesellschaft als einen Weg, der Partizipation für alle Mitglieder einer Gemeinschaft ermöglicht. Dies umfasst einen Ausgleich sozialer Kräfte mit dem Ziel, eine auf Dauer zukunftsfähige, lebenswerte Gesellschaft zu erreichen.
Die Nachhaltige Ernährung setzt das gesellschaftliche Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung für den Ernährungsbereich um und gehen auf das Wissenschaftsgebiet der Ernährungsökologie zurück. Nachhaltige Ernährung bedeutet, sich so zu ernähren, dass die gesamten gesundheitlichen, ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen unseres Ernährungsstils möglichst positiv sind. Übergeordnetes Ziel einer nachhaltigen Ernährung ist es, die Erde dauerhaft gerecht zu bewirtschaften: Die Lebenssituation der heutigen Generation soll verbessert werden, ohne gleichzeitig die Lebenschancen künftiger Generationen zu gefährden.
Der ökologische Landbau – als besondere Form einer nachhaltigen Landwirtschaft – verbraucht im Pflanzenbau weniger Primärenergie gegenüber nicht ökologisch wirtschaftenden Betrieben. Bezogen auf die gleiche Ertragsmenge verursacht er weit weniger Treibhausgase. Dies bewirkt vor allem der Verzicht auf mineralische Stickstoffdünger, deren Herstellung sehr energieaufwendig ist. Darüber hinaus fördert Ökolandbau nachweislich die biologische Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren, was sich positiv auf die natürliche Bodenfruchtbarkeit und die Erosionsneigung auswirkt. Auch der Energieeinsatz in der ökologischen Tierhaltung ist geringer.
Lebensmittel - wörtlich genommen
Tiefkühlpizza, fertige Backmischungen, Snacks – in unserer beschleunigten Lebens- und Arbeitswelt greifen wir heute immer mehr zu stark verarbeiteten Lebensmitteln. Diese haben häufig nicht nur eine hohe Energiedichte bei gleichzeitig wenigen Ballast- und sekundären Pflanzenstoffen. Sie werden zusätzlich durch Farbstoffe aufgepeppt, durch Konservierungsstoffe haltbar und durch Aromen schmackhaft gemacht. Wer öfter zu gering verarbeitetem, frischem Essen greift, schont Umwelt und Geldbeutel und tut sich selbst was Gutes. In gering verarbeiteten Lebensmitteln steckt meist wenig Fett, Zucker und Salz. Dafür mehr an lebensnotwendigen und gesundheitsfördernden Substanzen wie Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Zum Beispiel werden bei der industriellen Herstellung von weißem Mehl die vitamin- und mineralstoffreichen Randschichten und der Keimling weitgehend abgetrennt. Beim Vollkornmehl dagegen wird das ganze Korn vermahlen.
Konsum, d.h. der Kauf von Waren und Dienstleistungen, ist eine Voraussetzung für das Funktionieren unseres Wirtschaftskreislaufes bei dem immer wieder (neue) Interessen, Bedürfnisse und Wünsche beim Konsumenten geweckt werden müssen. Individuelle Konsumentscheidungen sind demnach für die Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Eingeführt wurde der Begriff des Nachhaltigen Konsums (englisch: “sustainable consumption”) in der Agenda 21, die auf dem Weltgipfel von Rio 1992 verabschiedet wurde. Das Kapitel vier der Agenda 21 befasst sich mit den Änderungen der Konsumgewohnheiten (Consumption Patterns), die für eine nachhaltige Entwicklung unabdingbar sind.
Warum ein Umdenken notwendig ist
Nur ein Viertel der sieben Milliarden Erdbewohner zählt derzeit zur „globalen Konsumentenklasse“. Doch durch nicht nachhaltiges Konsumverhalten verbraucht dieses Viertel rund 80 Prozent der weltweiten Naturressourcen. Eigentlich sollten diese für alle Menschen gleichermaßen zur Verfügung stehen.
Nachhaltigkeitsstandards für Lebensmittel
Fairtrade ist ein internationales ethisches Zertifizierungssystem mit dem Ziel, die Situation benachteiligter Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Südamerika durch gerechtere Handelsbeziehungen
nachhaltig zu verbessern. Hinzu kommt die „Fairtrade-Prämie“, die den Produzentenorganisationen die Möglichkeit biete in gemeinsame Projekte aus Bereichen wie Bildung, Gesundheit oder Infrastruktur zu investieren.
GEPA- The Fair Trade Company
Die GEPA gilt mittlerweile als größte fair Handels-Importorganisation in Europa. Sie arbeitet partnerschaftlich meistens mit Kooperativen und Genossenschaften zusammen und das auf der Basis von fairen Löhnen, demokratischen, partnerschaftlichen und langfristigen Strukturen.
Fair+
Fair+ ist ein eigenständiges Zeichen der GEPA, deren Produkte den verschiedenen Monitoring- und Zertifizierungssystemen des Fairen Handels unterliegen. Auch die Supermärkte LIDL und ALDI Süd vertreiben Eigenmarken mit dem Fairtrade Siegel, d.h. Produkte bei denen die Fairtrade Kriterien erfüllt wurden.
Qualitätssiegel der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG)
Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) ist eine private Vereinigung mit ca. 12.000 Mitgliedern, die sich hauptsächlich mit der Förderung von Qualität und Absatz von Produkten aus der Land- und Ernährungswirtschaft beschäftigt. Gute Testergebnisse führen zur Kennzeichnung der Lebensmittel mit dem DLG-Zeichen.
Das staatliche Bio-Siegel
Das staatliche Bio-Siegel wurde 2001 eingeführt, um Produkte, die gemäß der EG-Ökoverordnung hergestellt wurden, für den Verbraucher auf den ersten Blick erkenntlich zu machen. Es kennzeichnet Lebensmittelprodukte, die aus kontrolliert ökologischer Landwirtschaft stammen.
EU Bio-Siegel
Das EU Bio-Siegel zertifiziert seit 2010 alle verpackten Bioprodukte, die innerhalb der EU hergestellt werden. Das Gütezeichen ist Pflicht und garantiert, dass das Lebensmittel die europaweit geltenden Regeln für die ökologische Lebensmittelproduktion erfüllt.
Siegel der Öko-Anbauverbände
Bioland: Ökologischer Anbau; wurde 1971 gegründet; der größte Bio-Anbauverband in Deutschland. Zielsetzung: die Förderung des Bodenlebens für das Wachstum gesunder Pflanzen und die Herstellung hochwertiger Nahrungsmittel das Bioland-Zeichen wird durch den gleichnamigen Verband vergeben und auch kontrolliert.
Biokreis wurde 1979 gegründet; Ziel ist die Förderung des ökologischen Landbaus; das Biokreis Zeichen wird durch ein unabhängiges Gremium des gleichnamigen Verbandes vergeben; Voraussetzung für die Nutzung des Zeichens ist die Einhaltung der Vergabekriterien.
Biopark wurde 1991 gegründet; das „Biopark“-Label kennzeichnet Produkte aus kontrolliert ökologischer Landwirtschaft; inzwischen gehören diesem Verband mehr als 700 Mitglieder in 15 Bundesländern an.
Demeter wurde 1924 gegründet; das „demeter“-Zeichen kennzeichnet landwirtschaftliche Erzeugnisse aus biologisch-dynamischer Landwirtschaft; die „demeter“-Philosophie: der landwirtschaftliche Betrieb wird als ein individueller, in sich geschlossener Organismus betrachtet, der nicht nur materiellen sondern auch immateriellen Einflüssen unterliegt. Neben z.B. dynamischen Wirkungen, gehören auch kosmische Einflüsse dazu, sodass regelmäßig sogenannte biologisch-dynamische Präparate eingesetzt und kosmische Rhythmen, d.h. Einwirkungen des Mondes, der Planeten etc., im Pflanzenbau und in der Tierhaltung berücksichtigt werden
Gäa - ökologischer Landbau; Gäa steht für die griechische Göttin der Erde und kennzeichnet Lebensmittel aus kontrolliert ökologischer Landwirtschaft. Voraussetzung für die Vergabe des Siegels ist die zweijährige Umstellungszeit auf die ökologische Produktion des Hofes, einmal im Jahr werden die Höfe durch eine staatliche Kommission kontrolliert
Naturland wurde 1982 gegründet; es ist, wie auch Demeter, international tätig; das Naturland-Zeichen kennzeichnet Produkte aus kontrolliert ökologischer Landwirtschaft
Ecoland wurde 1996 als regionaler Öko-Verband durch die Landwirte der „Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall“ gegründet, der Verband betreut insbesondere die Fleisch- und Getreideerzeugung und -Verarbeitung.
ECO VIN; der Bundesverband ökologischen Weinbaus „Ecovin“ ist mit 200 Mitgliedern der größte Zusammenschluss biologisch wirtschaftender Winzer und Weinbauern.
Biokreis kommt aus Bayern, ist inzwischen aber auch in anderen Bundesländern aktiv. Bauern, Gärtner, Winzer und Imker gehören diesem Verband an.
Neuland Fleisch garantiert Fleisch und Wurst aus artgerechter und umweltschonender Nutztierhaltung; der Schwerpunkt der Richtlinien die für Schweine, Rinder, Schafe, Legehennen und Mastgeflügel gelten, liegt auf der artgerechten Tierhaltung
Ohne Gentechnik dürfen all jene Lebensmittel tragen, die „ohne Gentechnik“ im Sinne des EG-Gentechnik-Durchführungsgesetzes produziert wurden; das „Ohne-Gentechnik-Logo“ darf nur auf Antrag durch den „Verband Lebensmittel ohne Gentechnik“ vergeben werden.
MSC: Die Garantie für nachhaltige Fischerei; MSC steht für Marine Stewardship Council, der es sich zur Aufgabe gemacht, Fischbestände weltweit zu sichern, er setzt sich aktiv in der Öffentlichkeit für die umweltfreundlichste Wahl bei Fisch und Meeresfrüchten ein.
TransFair; das TransFair-Siegel wird für Kaffee, Tee, Zucker, Honig, Schokolade, Bananen, Orangensaft und weitere Produkte vergeben; der TransFair-Verein vergibt das Siegel an Importeure, weiterverarbeitende Betriebe und Handelsunternehmen, die sich an die gemeinsam erarbeiteten Richtlinien halten.
BioSiegel des Einzelhandels
Bioprodukte von Alnatura gibt es nicht nur in den Alnatura-Biosupermärkten, sondern auch in allen dm- und Budnikowsky-Drogeriemärkten.
Die Biomarke von Edeka heißt „Bio Wertkost“ und gibt's in allen Edeka- und Spar-Märkten.
Bei Lidl bekommt man Bioprodukte der Eigenmarke „Bioness“.
In Geschäften wie Real und Kaufhof, die der Metro-Gruppe angehören, bekommt man Bioprodukte der Marke „Naturkost Grünes Land“.
In allen Norma-Supermärkten findet ihr seit 2006 biologische Produkte von „Bio-Sonne“.
In Penny-Märkten werden Bioprodukte der Marke „Naturgut“ verkauft.
Die frühere Biomarke „Füllhorn“ von Rewe wurde in „ReweBio“ umbenannt.
In Kaiser's- und Tengelmannfilialen kann man Bioprodukte der Marke „Naturkind“ kaufen.
In allen Plus-Märkten werden Bioprodukte mit dem Namen „BioBio“ verkauft.
Nachhaltigkeit. Wir haben jetzt viel darüber geschrieben und doch nur die oberste Schicht angerissen. Nachhaltigkeit hat aber auch schon die Großen der Geschichte berührt wie z.B. den Schriftsteller Mark Twain: „Natürlich interessiert mich die Zukunft. Ich will schließlich den Rest meines Lebens darin verbringen.“ Mehr bräuchte man eigentlich nicht zu sagen...