Kinder und Jugendliche: Wie wir die psychische Gesundheit unserer Kinder besser schützen können

Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist heute ein Thema von drängender Aktualität. In den letzten Jahren haben Studien – wie die vielbeachtete COPSY-Studie – alarmierende Zahlen geliefert: Bereits vor der Coronapandemie litten etwa 17 % der Kinder und Jugendlichen an psychischen Auffälligkeiten, während der Pandemie stieg dieser Anteil auf fast 30 %. Zwar haben sich die Werte wieder etwas verbessert, doch von einem vollständigen Erholen kann keine Rede sein. Was bedeutet das für dich und dein Kind?

Warum die mentale Belastung bei Kinder wächst

Die Herausforderungen unserer Zeit lasten schwer auf den Schultern der jungen Generation. Klimawandel, soziale Ungleichheit, wachsende Unsicherheit – diese Themen betreffen nicht nur Erwachsene. Schon Grundschulkinder spüren die Spannung in ihrer Umgebung. Gleichzeitig beeinflussen familiäre Probleme, wie emotionale Vernachlässigung oder Gewalt, und externe Faktoren, wie der übermäßige Konsum sozialer Medien, die psychische Widerstandskraft der Heranwachsenden.

Die Coronapandemie wirkt dabei wie ein Brandbeschleuniger. Kinder und Jugendliche fühlen sich isoliert, Freundschaften wurden auf die Probe gestellt, Lernrückstände häuften sich. Noch heute geben 21 % der jungen Menschen an, regelmäßig unter Einsamkeit zu leiden. Vor Corona lag dieser Wert bei nur 14 %​.

Was Eltern tun können: Prävention beginnt zu Hause

Was kannst du tun, um dein Kind zu stärken? Hier ein paar Anregungen:

  1. Emotionale Nähe schaffen : Verbringe bewusste Zeit mit deinem Kind, höre aufmerksam zu und sei präsent. Kleine Rituale wie gemeinsames Abendessen oder eine Gute-Nacht-Geschichte geben Halt.
  2. Gesunder Umgang mit Medien : Schaffe gemeinsam klare Regeln für die Bildschirmzeit. Überlege mit deinem Kind, welche Inhalte guttun und welche eher belasten.
  3. Offen über Sorgen sprechen : Kinder brauchen Räume, um ihre Ängste auszudrücken. Frag dein Kind: „Was beschäftigt dich gerade?“ – und lass dir Zeit für die Antwort.
  4. Bewegung und Naturerlebnisse fördern : Frische Luft und Bewegung stärken nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Schon ein regelmäßiger Spaziergang kann helfen, Stress abzubauen.

Wenn die Belastung zu groß wird

Manchmal reicht Prävention nicht aus. Wenn du bemerkst, dass dein Kind sich zurückzieht, Schlafprobleme hat oder untypische Ängste entwickelt, zögere nicht, professionelle Hilfe zu suchen. Aktuell beträgt die Wartezeit für einen Therapieplatz etwa fünf Monate, doch es gibt auch kurzfristige Beratungsangebote – zum Beispiel bei Jugendämtern, Schulpsychologen oder über Initiativen wie „Soulspace“, allerdings in Berlin​.

Das Gesundheitsministerium plant eine Reform, um mehr Therapieplätze für Kinder und Jugendliche zu schaffen, doch bis diese greift, wird es wohl noch Jahre dauern. Deshalb ist es wichtig, Übergangslösungen zu nutzen: Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen oder auch digitale Angebote wie Online-Coachings können eine gute erste Anlaufstelle sein.

Ein Blick in die Zukunft: Wie die Gesellschaft helfen kann

Langfristig brauchen wir eine kinderfreundlichere Gesellschaft. Experten fordern flächendeckende Präventionsprogramme, wie sie in Ländern wie Australien oder Dänemark bereits existieren. Solche Programme könnten bereits in Schulen eingesetzt werden, um Kinder zu stärken und psychische Belastungen abzufangen.

Für dich als Elternteil bedeutet das: Bleib aufmerksam und informier dich, welche Angebote es in deiner Region gibt. Und vor allem: Nimm die Sorgen deines Kindes ernst. Auch wenn es manchmal schwerfällt, durch die Augen eines Kindes zu schauen – oft ist schon deine Unterstützung der erste Schritt zur Besserung.

Die mentale Gesundheit von Kindern geht uns allen an. Sie ist die Basis dafür, dass unsere Kinder zu glücklichen, resilienten Erwachsenen heranwachsen können. Stell dir vor, welche Kraft in einer Generation steckt, die sich gehört und unterstützt fühlt. Du kannst einen Unterschied machen – jeden Tag.