Wenn Angst den Alltag bestimmt – Wie Eltern und Erziehende unterstützen können

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Ängste gehören zum Leben dazu. Sie schützen uns, warnen vor Gefahren und helfen, Risiken abzuwägen. Doch was passiert, wenn Sorgen nicht mehr verschwinden, sondern das Leben dominieren? Wenn Kinder oder Eltern von Ängsten so belastet werden, dass der Alltag kaum mehr zu bewältigen ist?

Angststörungen nehmen in Deutschland rasant zu. Laut aktuellen Daten sind inzwischen 6,5 Prozent der Bevölkerung betroffen – Tendenz steigend. Doch warum ist das so? Und vor allem: Was können Eltern und Erziehende tun, wenn Kinder oder sie selbst unter übermäßigen Ängsten leiden?

Angst als Schutzmechanismus – Wann wird sie zur Belastung?

Angst ist eine normale Reaktion des Körpers. Sie aktiviert unser Nervensystem, setzt Adrenalin frei und macht uns bereit für eine Kampf- oder Fluchtreaktion – eine überlebenswichtige Funktion, die unsere Vorfahren vor wilden Tieren oder anderen Gefahren schützte.

Doch während früher Säbelzahntiger die Bedrohung waren, sind es heute ganz andere Dinge: Leistungsdruck in der Schule, Stress im Job, politische Unsicherheiten oder die Sorge um die eigene Familie. Wenn diese Ängste überhandnehmen, sich nicht mehr kontrollieren lassen oder gar das Leben bestimmen, kann daraus eine Angststörung entstehen.

Gerade Kinder sind sensibel für belastende Umstände. Sie spüren, wenn Eltern angespannt sind, nehmen gesellschaftliche Krisen wahr oder erleben selbst herausfordernde Situationen, sei es in der Schule oder im sozialen Umfeld.

Wie äußern sich Angststörungen?

Angst kann sich in verschiedenen Formen zeigen. Die häufigsten Angststörungen sind:

  • Generalisierte Angststörung: Anhaltende Sorgen um alle möglichen Themen, oft ohne konkreten Anlass.
  • Panikstörungen: Plötzliche Angstanfälle mit Herzrasen, Atemnot und Schwindel – oft ohne erkennbare Ursache.
  • Soziale Phobie: Die Angst, im Mittelpunkt zu stehen oder von anderen bewertet zu werden.
  • Spezifische Phobien: Intensive Angst vor bestimmten Dingen oder Situationen, z. B. vor Höhe, Tieren oder engen Räumen.

Bei Kindern zeigen sich Ängste oft durch Bauchschmerzen, Schlafstörungen oder Konzentrationsprobleme. Manche ziehen sich zurück, andere werden auffällig und unruhig.

Warum nehmen Angststörungen zu?

Die Ursachen sind vielfältig. Neben genetischer Veranlagung spielen gesellschaftliche und familiäre Faktoren eine große Rolle:

  • Wachsende Unsicherheiten: Krieg, Klimawandel, Wirtschaftskrisen – Kinder und Erwachsene nehmen Unsicherheiten stärker wahr denn je.
  • Dauerstress und Leistungsdruck: Schule, Beruf, Familienmanagement – viele fühlen sich ständig unter Druck.
  • Soziale Isolation: Durch digitale Medien sind wir zwar ständig vernetzt, doch echte soziale Nähe und unterstützende Netzwerke fehlen oft.
  • Traumatische Erlebnisse: Trennungen, Verluste oder belastende Kindheitserfahrungen können Angststörungen begünstigen.

Was Eltern tun können – Wege aus der Angst

Eltern und Erziehende spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Kindern Sicherheit und Orientierung zu geben. Doch auch sie selbst sind oft von Ängsten betroffen. Was hilft also wirklich?

  1. Ängste ernst nehmen, aber nicht verstärken: Kinder brauchen das Gefühl, dass ihre Sorgen gehört werden. Sätze wie „Stell dich nicht so an“ oder „Das ist doch nicht schlimm“ helfen nicht. Stattdessen: „Ich verstehe, dass du dich sorgst. Lass uns gemeinsam überlegen, was dir helfen kann.“
  2. Sicherheit vermitteln: Kinder orientieren sich an ihren Eltern. Wer selbst permanent Sorgen äußert, überträgt diese Unsicherheit. Eine offene, aber zuversichtliche Haltung hilft: „Ja, die Welt ist manchmal beängstigend, aber wir finden immer Lösungen.“
  3. Entspannung und Bewegung fördern: Bewegung hilft, Stress abzubauen. Sport, Spaziergänge oder spielerische Aktivitäten können Angstgefühle reduzieren. Atemübungen oder Meditation können Kindern helfen, sich zu beruhigen.
  4. Medienkonsum bewusst steuern: Dauerhafte Nachrichtenflut verstärkt Ängste – sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern. Gemeinsam Medienzeiten festlegen und kindgerechte Erklärungen anbieten hilft, eine Überforderung zu vermeiden.
  5. Routinen und Struktur geben Halt: Ein geregelter Alltag mit festen Abläufen gibt Sicherheit. Kinder profitieren von vorhersehbaren Abläufen, insbesondere in unsicheren Zeiten.
  6. Hilfe annehmen: Eltern müssen nicht alles allein bewältigen. Wenn Ängste überhandnehmen, kann professionelle Unterstützung helfen – sei es durch Gesprächstherapie, Beratung oder Gruppenangebote.

Fazit: Angst ist normal – aber sie darf nicht das Leben bestimmen

Ängste gehören zum Menschsein. Sie zeigen uns, wo Herausforderungen liegen, und helfen uns, vorsichtig zu sein. Doch wenn sie den Alltag dominieren, ist es Zeit zu handeln. Eltern und Erziehende können viel tun, um ihren Kindern – und sich selbst – mehr Sicherheit zu geben. Manchmal reicht schon ein Gespräch, eine Umarmung oder das Bewusstsein, dass man mit seinen Sorgen nicht allein ist.

Denn eines ist sicher: Angst kann überwunden werden – Schritt für Schritt.