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Sprachentwicklung
Eltern verfügen über eine angeborene Fähigkeit, ihr Kind beim Spracherwerb zu unterstützen.
Sie bemerken als erste, wenn es ihrem Kind nicht gut geht, wenn sie oder andere es nicht verstehen, wenn sich das Kind zurückzieht. Väter und Mütter können gut einschätzen, was das Kind auch sprachlich leisten kann. Sie sind es, die ihre Kinder sprachlich fördern können.
Grundsätzlich können Eltern die Sprachentwicklung ihres Kindes nicht weiter vorantreiben, als es die biologischen Gegebenheiten vorgeben. Ein Salat wächst auch nicht schneller, wenn man an ihm zieht. Aber so wie ein guter Gärtner in seinem Garten für gute Wachstumsbedingungen sorgt, können Eltern gute Bedingungen für die Entwicklung ihres Kindes schaffen.
Für die Sprachentwicklung sollten Eltern ihren Kindern Erfahrungen bieten, mit denen das Kind sein Sprachvermögen aufbaut. Weil Sprachentwicklung Bestandteil der Gesamtentwicklung des Kindes ist, sind damit alle Arten von Umwelterfahrungen gemeint: Erfahrungen mit Bewegung, mit Gefühlen, mit zwischenmenschlicher Verständigung und mit Problemlösungen.
Kinder lernen Sprache am besten beim kindgerechten Spiel in einer positiven und fröhlichen Atmosphäre. Die Natur hat uns gut ausgestattet: das Kind mit den nötigen Basisfähigkeiten wie Gehör, Unterscheidungsfähigkeit und die Vorliebe für den zwischenmenschlichen Austausch und die Eltern mit einer intuitiven Anpassungsfähigkeit an die Möglichkeiten des Kindes. Eltern benötigen deshalb keine besondere Ausbildung – Einfühlungsvermögen und gutes Zuhören reichen aus.
Was sollten Eltern im sprachlichen Umgang mit ihren Kindern beachten? Eltern sollten ihr Kind ernst nehmen, gut zuhören und es anschauen, wenn sie mit ihm sprechen. Es ist wichtig, das Kind aussprechen zu lassen und das Kind nicht zu verbessern, während es redet. Anstatt das Kind etwas nachsprechen zu lassen, sollten Eltern in vollständigen, unkomplizierten Sätzen wiedergeben, was es gesagt hat. So zeigen Elten ihrem Kind, dass sie verstanden haben und bieten zudem ein korrektes Sprachvorbild.
Was ist sprachfördernd? Singen, Tanzen, Bilderbücher anschauen und Geschichten erzählen – alles, was sich sprachlich begleiten lässt und Eltern und Kindern Freude bereitet. Grundsätzlich ist eine spielerische Atmosphäre hilfreich: Kindern fällt es leichter zu spielen, anstatt zu üben. Eltern sollten sich täglich Zeit nehmen, die nur für ihr Kind bestimmt ist und in der sie nicht parallel etwas anderes tun. Das können 15, 20, 30 Minuten oder eine Stunde sein – je nachdem, wie sie es einrichten können.
Fernsehen und Computer sind nicht generell schädlich. Aber der Umgang damit sollte behutsam kontrolliert werden. Es ist ratsam, den Konsum zu begrenzen und über Fernsehsendungen und Computerspiele mit Kindern zu sprechen.
Wie können Eltern erkennen, ob ihr Kind in seiner Entwicklung altersgemäß ist oder nicht? Es gibt Anzeichen für eine mögliche Stagnation der Sprachentwicklung: Wenn ein Kind, das vorher relativ verständlich seine ersten Worte gesprochen hat, auf einmal nuschelig oder unverständlich spricht; wenn ein Kind, nachdem es seine ersten Worte tatsächlich schon im Alter von 12 bis 14 Monaten gesprochen hat, keine neuen Wörter mehr verwendet; wenn ein Kind plötzlich nicht mehr hört, kann dies auch daran liegen, dass es permanent erkältet ist und die Ohren nicht mehr frei sind, oder wenn ein Kind plötzlich nicht mehr mit anderen Kindern spielen möchte, weil es sich nicht mehr wohlfühlt und nicht mehr verstanden wird.
Wenn Eltern Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung ihres Kindes feststellen, sollten sie sich aber nicht verrückt machen lassen, sondern in Ruhe die Entwicklung des Kindes mit dem Kinderarzt besprechen. Tatsächlich verläuft die Sprachentwicklung sehr variabel, bei dem einen Kind früher oder schneller, bei dem anderen später und mühsamer. Bei vielen Kindern wechseln sich Phasen von großen Fortschritten mit Phasen scheinbarer Stagnation ab. Gerade bei jüngeren Kindern haben aber Eltern ein sehr gutes Gespür dafür, wann ihr Kind ein echtes Problem entwickelt. Der Kinderarzt (oder ein Facharzt für Stimm- und Sprachstörungen), der auch im Verdachtsfall zur Logopädin weiter verweisen kann, ist der erste Ansprechpartner für besorgte und auch verunsicherte Eltern.
Weitere Informationen und zahlreiche Materialien zur Sprachentwicklung finden Sie im Internet unter www.sprich-mit-mir.org und beim Deutschen Bundesverband für Logopädie e.V. (dbl) unter www.dbl-ev.de