Glocken und Blumen: Festliche Kühe auf dem Almabtrieb in Oberbayern

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Im September ist es Zeit für eine uralte Tradition in Oberbayern, den Almabtrieb. Geschmückte Kühe, bunte Fuikl und festliche Märkte: Was steckt dahinter?

Der Sommer geht langsam zu Ende und der Herbst begrüßt uns mit den ersten Nebelschwaden. Die Bergwiesen sind nun nicht mehr so saftig grün, für Oberbayern beginnt deswegen eine besondere Tradition: der Almabtrieb (Bairisch: Viehscheid).

Was steckt hinter dem Almabtrieb?

Seit Jahrhunderten treiben die Bauern ihre Kühe im Frühling auf die Alm. Dort verbringen die Tiere den Sommer in der klaren Bergluft und fressen frische Kräuter und Gräser. Die Milch in dieser Zeit gilt als besonders nahrhaft und aromatisch. Sie ist die Grundlage für den berühmten Almkäse. Bevor aber im Herbst der erste Schnee die Wege unpassierbar macht, ziehen die Hirten mit ihrer Herde zurück ins Tal. Dieses feierliche Ereignis heißt Almabtrieb. 

Für die Bauern ist es ein Ausdruck von Dankbarkeit: Wenn während des Bergsommers kein Unglück geschehen ist und kein Tier verunglückt, schmücken die Bauern ihre Kühe mit farbenprächtigen Kopf Schmuckstücken aus Blumen, Bändern und Tannengrün. Das sogenannte Aufkranzen gilt als Dank an Gott und die Natur für eine gesunde Rückkehr.

Ein Fest für alle Sinne

Der Almabtrieb ist mancherorts ein richtiges Volksfest. Schon von weitem hört man die dumpfen Glocken der Leitkühe. Die Tiere tragen große Schellen, die mit jedem Schritt klingen und die ganze Straße erfüllen. Dazu kommen die bunten „Fuikl“, kunstvoll geflochtene Kronen aus Fichtenstangen, buntem Krepppapier und manchmal auch Spiegeln, die auf den Köpfen der Kühe prangen.

Viele Orte verbinden den Almabtrieb mit einem Bauernmarkt: Besucher können regionalen Käse, Honig, Speck und Handwerkskunst kaufen.

Wo kann man den Almabtrieb erleben?

In Oberbayern gibt es zahlreiche Gelegenheiten, den Almabtrieb live zu sehen. Besonders bekannt sind:

  • Berchtesgadener Land – Hier ziehen die Tiere oft in malerischer Kulisse mit Blick auf den Watzmann ins Tal.
  • Garmisch-Partenkirchen und Umgebung – Traditionell und sehr stimmungsvoll, mit großem Festprogramm.
  • Allgäu – Streng genommen schon Schwaben, aber viele Familien kombinieren Urlaub mit dem Besuch eines Viehscheids.

Die Termine liegen meist zwischen Mitte September und Anfang Oktober. Manche Dörfer geben feste Tage an, andere entscheiden kurzfristig je nach Wetter.

Für Kinder ein unvergessliches Erlebnis

Ein Almabtrieb ist ein Fest für die ganze Familie. Kinder erleben Tiere hautnah, können das Läuten der Glocken hören und spüren die besondere Atmosphäre.

Kleiner Tipp: Wetter beachten, auf den Bergen kann sich das Wetter schnell drehen. Festlichkeiten fallen bei schlechter Witterung meist aus.

Tradition und Tierschutz

So farbenfroh und festlich der Almabtrieb auch ist, Tierschützer betonen: Für die Tiere bedeutet die Festlichkeit auch Stress. Die schweren Glocken, der enge Kontakt mit großen Menschenmengen und die laute Musik können die Tiere verunsichern. Besonders empfindliche Kühe reagieren mit Nervosität oder Angst. Hinzu kommt die Gefahr, dass die Tiere auf engem Raum in Panik geraten oder sich durch drängende Zuschauer bedrängt fühlen.

Tierschutzorganisationen fordern daher, die Tradition behutsam zu überdenken: Etwa durch leiser gestaltete Feste, klar abgegrenzte Zuschauerbereiche und tierfreundlichere Rahmenbedingungen. Viele Bauern betonen zwar, dass sie großen Wert auf das Wohl ihrer Herden legen, doch die Diskussion zeigt: Der Almabtrieb ist nicht nur Brauchtum, sondern auch ein Balanceakt zwischen Kulturpflege und Tierwohl.

Ein Stück bayerische Identität

Der Almabtrieb ist mehr als ein Fest für Touristen. Er steht für die enge Verbindung der Menschen mit ihren Tieren und der Natur. Für die Bauern bedeutet er Stolz, Dankbarkeit und Gemeinschaft. Und auch Familien können ein Stück dieser Gemeinschaft daraus mitnehmen - Leider gibt es nur noch wenige Veranstaltungen zum Almabtrieb in der Region. Die Wenigen findet ihr aber in unserem VERANSTALTUNGSKALENDER.